Projekt Samplereduktion: Glendronach "Finest Reserve - carefully selected & masterly blended"

Gaspode

Heute geht es also weiter mit dem Experiment. Nachdem sich die bisherigen Anteile der verschiedenen Glendronach-Abfüllungen die letzten Tage in Ruhe  miteinander vermischen konnten, habe ich heute zunächst einmal ein 5cl Sample genommen, um später den Zwischenstand mit dem Endergebnis meines Experiments vergleichen zu können.

Ich kann berichten, dass dieser Zwischenstand beim Abfüllen des Samples schon sehr vielversprechend gerochen hat 

Gaspode

Ich denke, dass die zweite Charge an Sampleresten, dem einen oder der anderen Tränen in die Augen treiben wird - heute kommen die echten Kracher in meinen Blend. Einschließlich legendärer Abfüllungen wie Cask 660 und Cask 662 (zum 25sten Whisky.de Jubiläum). Etwas gewundert habe ich mich, dass ich von der zweiten Jubelabfüllung (Fass 125) keinen Rest mehr gefunden habe.

Jedenfalls konnte ich mir besonders heute nochmal vor Augen führen, wie viele schöne Abfüllungen ich in den letzten Jahren probieren durfte dank der zahlreichen großartigen Flaschenteilungen, die hier im Forum durchgeführt wurde und immer noch werden. Ganz herzlichen Dank an alle engagierten Flaschenteiler hier im Whisky-Forum!!!

Fun-fact am Rande: Eine der Abfüllungen stammt aus einer Zeit, als der geschätzte @Dronach_Aficionado noch Islay-Aficionado hieß 

Gaspode

Auch sie wurden miteinander vermählt. Dabei musste ich feststellen, dass die von mir gewählte Flasche etwas zu klein war. Glücklicherweise konnte ich noch ein größeres Exemplar finden - allerdings mit Schraubverschluss statt mit Korken. 

Die Farbe ist schon mal mega - zum Vergleich das vorhin abgefüllte Sample.

Somit ergibt sich folgende Zusammensetzung meiner Finest Reserve - Carefully selected & masterly blended:

stefan-m

Dronach_Aficionado schrieb:

Aaargh, Dronach SCs zusammenzuschütten tut mir irgendwie in der Seele weh  

Solange es nur die Billy Plörre ist, passt das schon.

Gaspode

stefan-m schrieb:

Dronach_Aficionado schrieb:

Aaargh, Dronach SCs zusammenzuschütten tut mir irgendwie in der Seele weh  

Solange es nur die Billy Plörre ist, passt das schon.

@stefan-m Das ist meine Hoffnung.

Gaspode

Was mir heute beim Abfüllen aufgefallen ist: Die heutigen Abfüllungen habe ich mit teilweise sensationellen Geruchsprofilen in Erinnerung gehabt. Dagegen haben die Samples heute eher erschöpft gerochen. Die Oxidation in den halbleeren Samples hat also über die lange Zeit ihre Wirkung gehabt - und zwar keine gute. Ich bleibe aber Optimist und hoffe darauf, dass der Blend trotzdem lecker sein wird 

Fortsetzung folgt…

Dronach_Aficionado

@Gaspode Cask 660 müsste meine allererste FT gewesen sein. Wahnsinn wie die Zeit verfliegt.

Gaspode

Heute war es endlich soweit - ich habe heute Stage 1 (rechts) und Stage 1+2 (links) meines Glendronach-Blending-Experiments im Glas gehabt und miteinander vergleichen können. Mit großer Spannung habe ich die letzten Wochen darauf gewartet, und heute hat es dann endlich gepasst. 

Der Farbvergleich zeigt objektiv kaum Unterschiede. Auf dem Foto oben täuscht also die größere Flüssigkeitsmenge in der linken Flasche eine deutlich dunklere Farbe vor, wohingegen der Stage 1+2 im linken Glas trotz der zusätzlichen alten Glendronach-Fässer nur leicht dunkler ist als der Stage 1 im rechten Glas.

Gaspode

Damit das Experiment in diesem Thread vollständig dokumentiert ist, kopiere ich hier nochmals die Tasting-Notes ein, die ich gerade im "Now Drinking" gepostet habe:

Stage 1 (im Foto rechts):

Nase: Sehr süße Sherry-Nase, Backwerk, getrocknete Aprikosen, etwas Vanille, Rumrosinen, leicht stechender Alkohol. Mit etwas Wasser: Deutlich zugänglicher, weiterhin sehr süß, getrocknete Aprikosen, Weinbergspfirsich, Krokant, Nüsse.

Geschmack: Sehr kräftiger Antritt, süß-bitter, etwas pfeffrig, sehr würzig und leicht bitter. Waldhonig, Leder, Kaffee. Mit etwas Wasser: Cremig, Waldhonig, Zuckerkuchen, Toffee, Milchkaffee, Dosenpfirsich, mit der Zeit bitterer werdend, Eichenholz, Kaffee.

Abgang: Mittellang, süß-sauer, würzige Eiche, bitterer Kaffee. Mit Wasser etwas cremiger, ansonsten stelle ich keinen Unterschied fest.

Stage 2 (im Foto links):

Nase: Dunkle Sherry-Noten, Backpflaumen, eingelegte Sauerkirschen, Schokoladensauce, sehr würzig. Mit etwas Wasser: Das Geruchsprofil bleibt ähnlich, wird aber etwas zuckeriger, Rumtopf und Karamell kommen dazu.

Geschmack: Kräftiger Antritt, etwas Alkohol, würziger Sherry, Waldhonig, Krokant, Walnuss, etwas Zartbitterschokolade und etwas Kaffee. Mit etwas Wasser: Das Mundgefühl wird etwas cremiger, der Geschmack bleibt aber insgesamt auf der kräftigen und würzigen Seite und ändert sich sonst nur in Nuancen. Überraschend wenig süß.

Abgang: Mittellang, sehr würzig, Zartbitterschokolade, Sauerkirschen ("Mon Chéri"), Zwetschgenmus, etwas Eiche und Kaffee.

Fazit: Während Stage 1 - aus den eher jungen Glendronach-Abfüllungen bestehend - mich tatsächlich an einen guten Rachel-Dronach oder auch an einen Glenfarclas erinnert, ist Stage 2 ein wunderbarer Glendronach im Billy Walker-Stil. Ein sehr ansprechendes Aromenprofil, das auf der eher würzigen Seite und tatsächlich weniger auf der süßen Seite des Fasses unterwegs ist.

Ich bin mit dem Ergebnis meines Experiments sehr zufrieden! Die "Finest Reserve" hat meinen Sampleresten ein zweites, großartiges Leben beschert - sie wird einen besonderen Platz im Whiskyregal bekommen.