Mysterium Lagavulin

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  • Marko_I User, Moderator Marko_I Dabei seit: 11.01.2006Beiträge: 13,796Flaschensammlung:currently quarantinedBewertungen: 1425
    , letzte Änderung 5. Oktober 2012 um 13:37
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    "AndreasK" schrieb:
    Hat eigentlich schon mal jemand zur Ausgangsfrage seine Meinung geäussert? Warum der Lagavulin 16Y so ein Mysterium ist?

    Nein, das war nicht die Ausgangsfrage, die war:
    "Mich interessiert jetzt einfach mal, wie man sich an so einen Tropfen heranführen kann. Lernt man so etwas erst zu schätzen wenn man sich eine Weile mit Single Malts beschäftigt hat, oder gibt es auch Leute die den Whisky einmal probieren und dann sofort hin und weg sind? Oder sollte man ihn einfach immer wieder mal probieren."
    Meine ANtwort darauf: Man *muss* sich gar nicht an so einen Tropfen heranführen und man *sollte* ihn auch nur wieder probieren, wenn einem danach ist. Es gibt so viele leckere Whiskys, da ist es Zeit- und Geldverschwendung, sich einen bestimmten "schönzutrinkenm", nur, weil er bei anderen sehr beliebt ist.

    Meine Antwort auf "Warum der Lagavulin 16Y so ein Mysterium ist?":
    Ist er gar nicht. Es gibt halt relativ wenige Islay-/Torfmonsterbrennereien, auf die sich die "Fans" aufteilen, daher hat ejde um so mehr (wie man im Lieblingsbrennerei-Thread sieht). Lagavulin hat wenige ABfüllungen und die Standard kommt mit 16 ziemlich ordentlich daher, zumindest schneidet sie gegenüber Ardbeg 10, Laphroig 10, Caol Ila 12 sehr gut ab (fetter, weniger medizinisch/eindimensional), da ist die große Beliebtheit einfach logisch. Aber jedem muß er deswegem noch lange nicht schmecken.

    Ich mache da mal den Anfang: Ich glaube, die rauchigen Whiskys gehören deshalb in das eigene Regal, weil sie ein wenig die Geschichte der Whiskyherstellung geschmacklich dokumentieren. Also das trocknen der keimenden Gerste über einem Torf-Feuer (anderes Brennmaterial gab es nicht). Das hat wohl kaum etwas mit "Gut-Schmecken" zu tun - eher mit dem Wunsch nach dem Ursprünglichem? Die Kiln, die Trocknungsböden, haben doch im Wesentlichen auch nur noch museale Aufgabe für die Besucher, oder?

    Ach, Quatsch, ins Regal "gehören" gehört garnix. Wenn sich jemand absichtlich einen (Trink-)Whisky ins Regal stellt, der ihm nicht schmeckt, nur wegen "Geschichte", "dokumentieren", "museal" dann hat er nicht mehr alle Latten am Zaun.
    (Wie gesagt, es geht um Trinken und Geschmack, für Sammler, Deko-Freaks, Museumskuratoren mag anderes gelten...)

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  • Gloin User Gloin Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
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    "Marko_I" schrieb:
    Ach, Quatsch, ins Regal "gehören" gehört garnix. Wenn sich jemand absichtlich einen (Trink-)Whisky ins Regal stellt, der ihm nicht schmeckt, nur wegen "Geschichte", "dokumentieren", "museal" dann hat er nicht mehr alle Latten am Zaun.
    (Wie gesagt, es geht um Trinken und Geschmack, für Sammler, Deko-Freaks, Museumskuratoren mag anderes gelten...)


    So siehts aus! Als ich den Lagavulin 16 zum ersten Mal getrunken habe (irgendwann Ende der 90er), hatte ich vom Herstellungsprozeß von Whisky keinerlei Ahnung, auch die Bedeutung unterschiedlicher Fässer war mir völlig unbekannt, und vor allem wußte ich nicht, was davon nun traditionell ist. Ich war einfach nur der Meinung, dass das Zeug total abgefahren schmeckt. Übrigens wußte ich damals auch noch nicht, welcher Whiskypapst dem wieviel Punkte gegeben hat. Erst später las ich das Buch von Michael Jackson und seinen 95 von 100 Punkten. Ich fand und finde immer noch, dass der Lagavulin 16 einfach ehrerbietend schmeckt: Rauch, Volumen, Süße, Würze und von all dem ziemlich viel. Was will man mehr.

    Gloin

  • Christopher User Christopher Dabei seit: 02.11.2010Beiträge: 2,959Bewertungen: 143
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    "Gloin" schrieb:
    Rauch, Volumen, Süße, Würze und von all dem ziemlich viel. Was will man mehr.


    Ein bisschen mehr Bums 8)
    46% würden ihm bestimmt gut stehen, 50% wären ein Traum. Besonders vermiss ich die Kraft bei der DE. Aber sonst ist das schon großes Kino im Standartbereich. Gerade jetzt für 42€.

    Das Leben ist zu kurz für schlechten Alkohol.
  • Gloin User Gloin Dabei seit: 04.01.2012Beiträge: 5,816Bewertungen: 20
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    "Christopher" schrieb:
    Ein bisschen mehr Bums 8)
    46% würden ihm bestimmt gut stehen, 50% wären ein Traum. Besonders vermiss ich die Kraft bei der DE. Aber sonst ist das schon großes Kino im Standartbereich. Gerade jetzt für 42€.


    Tja, sind es nicht die Schwächen, die einen erst sympathisch machen? Nobody is perfect.

    Gloin

  • Horst_S User, Administrator Horst_S Dabei seit: 07.05.2004Beiträge: 5,211Flaschensammlung:Horst_S SammlungBewertungen: 1364
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    @Torsten_K2
    Danke für die sehr schöne Ausführung. So sehe ich das auch.

    "AndreasK" schrieb:
    Das trifft es doch am ehesten: Rationalisiert und unromantisch. Wenn ein Master-Blender momentan, der Hype hält ja an, pro Tag mehr als 1.200 Fässer begutachten (früher waren es wohl nicht mehr als 100) muss, dann ist auch dieser Job einer, in dem man arbeiten muss, von denen aus dem "Woodmanagement" mal ganz abgesehen, die müssen wahrscheinlich den ganzen Tag sogar schwitzen.

    So darf man sich das auch nicht mehr vorstellen. Da jedes Fass mit seiner Historie im Computer ist, kann man die Fässer einer Charge wunderbar am Bildschirm aussuchen. Dann wird gemischt, verheiratet und anschließen vorprobiert. Dann entscheidet der Master Blender, was da an i-Tüpfelchen noch drauf müssen, um den Geschmack in die richtige Richtung und zum erstrebenswerten Ziel zu bringen.

    Das ist bei Lagavulin am Ende genauso wie bei einem Blend. Man hat halt 'nur' die 16 verschieden klassifizierten Fässer, aus denen sich das Rezept zusammensetzt. Die Kunst ist es nun, von jeder Menge immer ausreichend alte vorrätig zu haben, um die Konsistenz zu halten und die geforderte Menge nicht zu unterschreiten.

    Am Ende muss man nur ein Bruchteil der Fässer verriechen.

    Vormachen tut das im großen Stil Glenfiddich. Dort konnte ich einmal einer Abfüllung beiwohnen. Da kamen die spezifizierten Fässer in großer, gleicher Anzahl zur Leerungsstation. Und da die auch vor Ort abfüllen, konnte man das alles gut verfolgen. Das 'Rezept' bzw. Mischungsvorschrift hat natürlich auch Niemand verraten.

    Am Ende fallen die geringsten Kosten im Konzern an, wenn 100% der Fässer von Lagavulin auch in die Lagavulinflaschen wandern. Dann muss nur minimal probiert werden - Fässer müssen nicht mehr einzeln bewegt werden - müssen nicht mehr einzeln verkostet werden. Und wenn man zu wenig gereift Fässer hat, dann sind die halt zur Nachreifung für den PX prädestiniert.

    Gruß Horst Lüning Admin, Whisky.de
  • WhiskyChris User WhiskyChris Dabei seit: 25.06.2014Beiträge: 55Flaschensammlung:WhiskyChris SammlungBewertungen: 0
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    Ich hatte meinen ersten Lagavulin bei einer Whisky-Verkostung im April diesen Jahres in Form des Lg4 aus der Elements-of-Islay-Serie. Damals fand ich ihn sehr interessant, obwohl ich nur sehr wenig neben dem Rauch schmeckte - aber ich bin auch ein Fan von Rauchbier und sonstigen geräucherten Spezialitäten. Daraufhin hatte ich vor ca. vier Wochen einen Lagavulin 16 in einer Bar zum Abschluss nach zwei anderen Drams und war von diesem nicht überzeugt worden. Gestern wiederum habe ich es noch einmal in einer Bar probiert, nachdem dieser dort nur 5,30 Euro kostete: und siehe da, ein ganz anderes Tier. Das Raucharoma empfand ich super-angenehm, begleitet von feiner Süße und ein wenig Fruchtigkeit, geschmeidig verteilt auf der Zunge mit garkeiner Alkoholschärfe wie ich es in Erinnerung gehabt habe :biggrin: Es wunderte mich, dass er vier Wochen zuvor noch (für mich) unspektakulär schmeckte und roch, aber nach ein bisschen Nachlesen kam ich zu folgenden Erklärungen:

    1. Möglicherweise war die Flasche gestern schon länger geöffnet, und ein wenig Raucharoma ist vielleicht schon verloren gewesen. Vom Publikum kam es mir vor, als würden nur sehr wenige diesen Whisky bestellen - der einzig andere war JW Red Label zum gleichen Preis (!)
    2. Zum zweiten hatte ich auch vorher noch einen Espresso getrunken - dadurch waren vielleicht meine Geruchsknospen weniger vorbelastet.
    3. Als dritter Punkt kommt hinzu, dass wir in einem Raucherlokal saßen, in dem es auch generell wärmer war (Klimaanlage Fehlanzeige), allerdings haben nur Wenige geraucht. Trotzdem herrschte ein anderes Klima als in der anderen Bar.
    4. Im Laufe dieser vier Wochen habe ich ca. 15-20 andere Whiskys probiert - und als relativer Neuling hat sich vermutlich auch mein Geschmack ein bisschen verändert, obwohl wiederum kaum rauchige unter den verkosteten waren.
    5. Die vielbeschworene Tagesform kommt hier wohl definitiv hinzu.
    6. Es könnte auch an der Flaschenabfüllung gelegen haben. Zwar habe ich gelesen, dass es vor allem einen großen Unterschied zwischen den Abfüllungen VOR 2002 und den jetzigen gab, allerdings gehe ich davon aus, dass beide aus der Zeit danach stammen.

    Das sind meine Theorien, auf jeden Fall ist der Lagavulin 16 bei mir von den unteren Rängen weit nach oben aufgestiegen: ich bin am Überlegen, mir gleich eine Flasche zu ordern.

    Albaron gefällt das
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